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Kirche
Aus Lindenholz wurde er gemacht: der Hertnid-vom-Stein-Altar, ein spätgotischer fränkischer Flügelaltar aus der Zeit zwischen 1480 und 1486.
Den Auftrag dazu hat der Bamberger Domdekan und Hofer Pleban Hertnid(t) vom Stein gegeben – für den Erweiterungsbau der St. Michaeliskirche in der Hofer Neustadt.
Da aber im so genannten Markgräflerkrieg (1553) das Innere der Lorenzkirche, der Mutterkirche der Region, ausgebrannt und geplündert worden war, brachte man im Jahr 1557 den Altar aus der Michaeliskirche dorthin. So kam auch der Heilige Lorenz mit dem Altarbild in „seine” Kirche – zum Glück, denn sonst wäre er wohl beim Brand in St. Michaelis 1823 vernichtet worden! Die Lorenzkirche blieb vom großen Stadtbrand dieses Jahres verschont. Die Urpfarrei Sankt Lorenz war dem Schutzheiligen von Anfang an gewidmet, wie aus alten Urkunden hervorgeht. Lorenz war als Kirchenpatron weit verbreitet.
Der Heilige Lorenz oder Laurentius war im dritten Jahrhundert vor Christus Diakon in der Gemeinde von Rom und starb am 10. August 258 den Märtyrertod. Die Darstellung als Märtyrer mit einem glühenden Rost stammt aus dem 4. Jahrhundert – seit dem gilt Lorenz als Schutzpatron vieler Berufe, die mit Feuer und Hitze zu tun haben.
Nach der Legende sollte Laurentius den Kirchenschatz, den er von Papst Sixtus II. vor dessen Hinrichtung anvertraut bekommen hatte, an Kaiser Valerian herausgeben. Laurentius aber verteilte den Schatz an die Armen und Notleidenden, die Christen geworden waren.
Diese Menschen sind der wahre Schatz der Kirche, erklärte er, und ließ sich auch nicht durch die schlimmste Folter dazu zwingen, heidnischen Opferdienst zu leisten. Valerian ließ Lorenz auf einem glühenden Rost zu Tode martern.
Fünf Tafeln mit viel Geschichte. In leuchtenden Farben gehalten, ist der Flügelaltar in Komposition, Technik und Farbgebung stark beeinflusst von der Kunst der Holzschnitzerei. So sind die Hauptfiguren unverkennbar wie plastische Einzelgestalten behandelt. Aber auch die Charakteristik der Gestalten, die lyrische Stimmung, die auf den Gesichtern vorherrscht und die Mittel, die angewendet werden, um dieser Stimmung Ausdruck zu verleihen, rücken den Altar in die Nähe der Plastik.
Das 124 cm breite Mittelbild zeigt Kaiser Heinrich II. und seine Gemahlin Kunigunde mit dem Votivbild des Bamberger Doms. (Höhe der Tafeln: 150 cm.) Vor ihnen kniet der Stifter des Altars Hertnid vom Stein in der Tracht des Plebans.
Auf den beiden inneren Flügeln sind der heilige Lorenz mit dem Rost und der Erzengel Michael mit Waage und geschwungenem Richtschwert dargestellt. Michael wiegt die guten und die schlechten Taten einer Seele: In der linken Schale kauert betend Kaiser Heinrich, während fratzenhafte Teufel die andere Waagschale mit Mühlsteinen beschweren und heranzuziehen versuchen. Doch ist Lorenz an die linke Schale herangetreten, um einen goldenen Becher hineinzulegen und so der armen Seele in den Himmel zu helfen.
Vielen Dank an Martina Martin von der Touristinfo Hof für die Zusammenstellung des Materials dieser Seite!
Ganz links die heilige Kunigunde: Der Legende nach war die Kaisergemahlin über glühende Pflugscharen gelaufen, um in einem Gottesurteil ihre Unschuld zu beweisen. Sie blieb unverletzt. Dies wurde als Zeichen ihrer Keuschheit und Heiligkeit angesehen – vom Vorwurf des Ehebruchs war sie damit befreit.
Ganz rechts: Bischof Nikolaus von Myra, der zur Zeit der Christenverfolgung unter Kaiser Galerius gefoltert wurde. Viele Legenden berichten von der Wohltätigkeit des Bischofs – hier symbolisiert mit Äpfeln.
Auf der Rückseite der Flügel sieht man – wenn sie geschlossen sind – die Verkündigungsszene mit Maria und dem Engel Gabriel.
Wohl der bedeutendste der mittelalterlichen Plebane (Pfarrer) Hofs war Hertnid vom Stein – eine andere Schreibweise lautet Hertnidt vom Stein. Er entstammte der Familie vom Stein aus Ostheim in Unterfranken; sein Geburtsjahr wird auf 1427 geschätzt. Vom Papst zum Domdekan von Bamberg ernannt, nahm er im Domkapitel die zweite Stelle ein.
Um die Jahreswende 1464/65 verlieh Markgraf Albrecht ihm die Pfarrei Hof. Wie fast alle seine Vorgänger weilte auch er nur vorübergehend in Hof. Weit mehr als in Ausübung seines geistlichen Berufes war er als politischer Ratgeber und diplomatischer Unterhändler des Markgrafen tätig.
Bei der Gestaltung der Altarbilder gab Stein dem Maler seine persönlichen Wünsche zur Kenntnis: Während der Bamberger Dom in allen anderen Darstellungen von der Nord- oder Ostseite wiedergegeben wurde, sollte er hier von der Südseite dargestellt werden – also von dort, wo die Wohnung des Auftraggebers lag.
Der Maler selbst ist unbekannt; vermutlich stammte er aus Bamberg oder Nürnberg. Lediglich ein Monogramm weist auf ihn hin; darunter angebrachte Zeichen sind nicht zu entziffern.
Von links: Kunigunde, Lorenz, das Kaiserpaar, darunter der Stifter des Altars Hertnid vom Stein; Michael mit der Waage und Nikolaus; Foto: Hermann Kauper