Am Vormittag ist es hier idyllisch und ruhig – eine Stadtoase eben. Nachmittags und abends ist hier schon deutlich mehr los – und manchmal gibt es auch Ärger, wenn vor der Kirche oder auf der Wiese Abfall rumliegt. Und Beschwerden von Nachbarn wegen des Lärms. Lesen Sie hier, was Pfarrer Thomas Persitzky am 5. Juli dazu in der Frankenpost schreibt:
„Ein Abend im Lorenzpark: Viele Jugendliche sind wieder da. Um 20.00 Uhr wird abgesperrt. Zurzeit mit gewisser Anspannung verbunden: Wie viel Müll liegt noch herum? Und wie lang wird hinterher noch Stimmung sein auf dem Vorplatz?
In den letzten Wochen berichtete die Frankenpost mehrfach: Meist waren es unangenehme Nachrichten. Wer sind die Leute, die sich hier treffen? Fast täglich habe ich jetzt Gespräche mit ihnen. Manche kenne ich von der Schule, einzelne aus dem Konfirmandenunterricht – ein buntgemischtes Publikum. Also ganz normale Jugendliche? Schon in den 1970er Jahren oder dann nach 2000 gab es ähnliche Zeitungsberichte aus dem Park. Jugend ist eben immer anstrengend – für alle Beteiligten. Nachdem der Zentralkauf nicht mehr existiert, haben sie einen neuen Platz gefunden. Aber ist es so einfach?
Regeln müssen auch im Park eingehalten werden. Ich hoffe, dass sich etwas verändert – und der Lorenzpark auch am Abend wieder mehr ruhige „Stadtoase“ wird. Die Stadt Hof kümmert sich darum, Polizei und Streetworker, Evangelische Jugend und auch die Kirchengemeinde mit einem Team von Ehrenamtlichen. Schlösser, Schilder verbessern die Lage.
Lorenz, der in unserer Kirche groß abgebildet zu sehen ist, war in Rom schon vor fast 1800 Jahren als Diakon für die „Armen“ da. In der Kirchengemeinde erleben wir das auch heute als Auftrag. Wobei das mangelnde Geld und Einkommen hier nicht das Hauptproblem ist; mehr ein Symptom für verschiedenste Notlagen: Familienkonflikte, wenig Unterstützung bei der Bildung, Krankheit, schwierige Voraussetzungen von Anfang an. Lorenz wollte damals Jesus Christus nachfolgen, der auch zu den Armen ging, zu Zöllnern und Sündern, Kranken, aber auch mit Reichen sprach und Frommen. Sein Kreuz erzählt von seinem eigenen Leid und darin von seinem Mitleid – von Gottes Mitgefühl mit den Menschen, von seinem Weg zu ihnen – mit Wort und Tat und Trost. Aber es lädt uns selber auch ein zu Mitgefühl und dazu, genau hinzusehen, und hinzuhören auch wenn es manchmal weh tut.
Neulich beim Lorenzparkfest ist Schönes gelungen – da gab es Begegnung der Damen vom Seniorentreff mit den Eltern des Kindergartens aus vielen Nationen, da kamen deutsche Familien mit oder ohne große Notlagen zusammen mit vielen Organisationen, die in der Innenstadt für Menschen engagiert sind. Da gab es Bratwürste, und ein muslimischer Junge von der Sophienschule erzählte von seinem Weg: „Ich bin ein Junge und komme aus Idlib in Syrien….“ Was hilft das aber? Und wem hilft es? Natürlich können wir nicht allen helfen – nicht allen, die in unserem Land Hilfe bräuchten und nicht allen, die auf der Flucht sind in der Welt.
Doch die Begegnung hilft dazu, genau hinzusehen: Welche Hilfe ist nötig? Was können wir wirklich leisten? Und sie hilft zu Mitgefühl – zu dem uns der Gekreuzigte ruft.
Vor dem Fest übrigens hatten wir ein Problem: die Bierbänke wurden an falscher Stelle abgelegt, weil nicht bekannt war, dass am Samstag noch Trauung und Taufe geplant waren. Hilfe kam von den Jugendlichen im Park: sie ließen sich nicht lang bitten und packten mit an. Nach ein paar Minuten war das Problem gelöst. Auch diese Erfahrungen gibt es immer wieder: gemeinsam Müll sammeln, helfen, Verständnis und Mitgefühl lernen.“